10.01.2015

08 Dikloud - II LP



"Blöde Frage und blöd gedacht. Zwar ist er nicht so blöd. Aber er bleibt der Idiot."

So oder so ähnlich treten die Figuren in den Texten der Band DIKLOUD auf - um dann sogleich zu verstummen oder von der Tristesse industrialisierter Landstriche geschluckt zu werden. So richtig weiß man nie, wer hier der niederträchtigere, boshaftere Part ist: Das Feindesland neben dem "Restloch Lohsa", das von so vielen auch "Heimat" genannt wird? Oder die umhertaumelnden Menschen darin?

Falsch bleibt beides - und DIKLOUD bleiben gerne Fremdkörper.

Die Musik rast über die grauen Landschaften hinweg, schlägt immer wieder Haken. Der Opener "Schwarze Pumpe" macht sich brachial und zäh Platz und erinnert in seiner kriechenden Unbehaglichkeit an die Berliner AMBUSH, um sogleich vom treibenden "Restloch Lohsa" weggerissen zu werden; ein Song, der an die BLUMEN AM ARSCH DER HÖLLE oder an 3000YEN denken lässt. Das Instrumental "Kein Obstkorb" baut sich zu einem Song auf, der im unpunkigen "Sonic Youth-Abschnitt" eines EA80-Konzertes einen würdigen Platz fände... In steter Bewegung, nie wird es "übersichtlich". Die wütende Verzweiflung deutscher Emobands der 90er? Und dann ist diese plötzlich fort und eine Introvertiertheit nimmt den Raum ein, die an HAUSMUSIK- oder OWL-Bands ala NOTWIST oder den HIP YOUNG THINGS erinnert.

"Höhle", der Abschluss des Albums, versammelt all das noch einmal in einem großen Panorama: Der (an sich) verzweifelnde Mensch in einer trostlosen Umgebung. DIKLOUD verharren im Blick auf eine Frau, von der man nicht noch mehr Details erfahren muss, um zu erkennen: Da kommt nichts mehr. Aber wohin mit solchen Eindrücken? Der Song nimmt sich genau dafür Zeit. Er hebt an und ebbt ab, stoppt und explodiert. Und auf seiner Strecke fällt einem so vieles ein: L'Age D'Or Bands wie die REGIERUNG oder die späten Tocotronic, GIRLS AGAINST BOYS, das erste dEUS-Album etc... Ist das Pop? Aber hallo.
(Zuckle)

PHNTM08
300x schwarzes 180g Vinyl mit Booklet, handgemachten Covern und einem handnummerierten Siebdruckplakat
3 verschiedene Coverversionen mit jeweils verschiedenen Frontfotos
bis auf die Vinylpressung komplett in Eigenregie der Band entstanden
Co-Release mit Mamma Leone Records und die komplette Platte gibt es auch dort zu hören: mammaleone.bandcamp.com

Kostet 15,- € und gibt es: hier!