"Die Sad Neutrino Bitches aus Jena haben ein neues Album aufgenommen, veröffentlicht wird es am 18.01.2013. Das überstrapazierte Wort Kleinod dürfte hier ausnahmsweise mal angebracht sein, nicht nur in musikalischer Hinsicht, sondern auch was die Platte als Objekt angeht. Es wurde kolportiert, dass jeder LP eine Feder beiliege, die man, nachdem man das Cover mit dem Messer bearbeitet hat, dem Großstadtindianer in die Haare stecken könne. Distinktionssucht oder gestalterische Notwendigkeit? Ich weiß es nicht.
In Kooperation von Spastic Fantastic Records und dem mysteriösen Label Phantom Records wird die Platte erscheinen (in der alten Blues-Kneipe unten an der Ecke wird gemunkelt, es würde sich bei Phantom Records um ein unter Lebensgefahr von iranischen Vinyl- und Comic-Geek-Autisten betriebenes Label handeln, dass seine Bänder illegal in Melonenlastern über die armenisch-iranische Grenze zu schmuggeln pflege, um die LPs letztendlich in Baku auf aserbaidschanisches Vinyl pressen zu lassen. Die Cover werden angeblich von körperbehinderten lettischen Messerwerfern im räthotromanischen Teil der Schweiz mit dem Mund gemalt und anschließend in australischen Outback-Kindergärten von den Hausmeistern während der Arbeitszeit heimlich gefalzt. Ein morbus-becherov-kranker Schmetterlingszüchter aus Husum bestreicht dann jedes einzelne Exemplar sorgfältig mit seinem Speichel, so dass man keine PVC-Schutzhüllen mehr benötigt. DAS ist DIY! Vorausgesetzt, es stimmt…).
Geschwafel darüber, wie gut die Platte klingt, spar ich mir einfach mal, ihr könnt ja reinhören. Nur ein paar Sätze? Okay, stell dir vor, du fährst mit dem Regionalexpress von Gera nach Jena. Du schaust verträumt aus dem Fenster, siehst die Landschaft vorbeifliegen und popelst versonnen in der Nase, als deinen Zug auf einmal drei als Jetsons verkleidete Kneipentouristen mit zerfurchten Gesichtern mit einer klapprigen Handhebel-Draisine auf der Gegenspur überholen. Als sie auf Höhe deines Fensters sind, verlangsamen sie auf euer Tempo, schauen kurz zu dir rüber, machen mit einer Einwegkamera ein Foto von deiner total irritierten Fresse und formen mit den Lippen den Satz: “Fuck the B-52s!”. Dann gibt der Eine der Anderen Feuer, der Dritte nimmt einen Schluck aus dem Flachmann, den er am Gürtel hängen hat, und schon pumpen sie weiter, um lässig an euch vorbeizuziehen. So oder so ähnlich stelle ich mir eine französische Autorenfilm-Adaption von “Squaw” vor. In den Hauptrollen Pierre Richard, Leslie Hardy, Mati Pellonpä und Johnny Thunders und die Platte ist der Soundtrack.
Die Bandcamp-Seite macht zwar irgendwie bei mir in allen Browsern Mucken, weil sie nämlich sehr langsam lädt, aber es geht schon irgendwann. Erstmal bei Soundcloud antesten! Und es lohnt sich. Hammerplatte!!!"
Christian